Scorsese ist Moralist, ein extremer Moralist sogar, und sein Film ist ein deutlicher Kontrapunkt etwa zu »Der Pate« von Coppola, in dem die Gangsterwelt zwar ruchlos, aber eben doch irgendwo auch ehrbar erscheint. Trotzdem ist »Goodfellas« kein moralisierender Film mit dem Zeigefinger. Scorsese erzählt die Geschichte so nah an der Realität (bzw. der Autobiografie Hills) wie irgend möglich. Er lässt die Gangster für sich sprechen. Sie sind es, deren Verhalten, Denken, Handeln den Betrachter entweder abstoßen oder anziehen, deren Milieu auf den Zuschauer als Zeugen attraktiv oder widerlich wirkt, eine Milieu, das kompakt, logisch »durchdacht«, verhaltensmäßig eindeutig ist – und doch brüchig wie kaum etwas anderes, weil die Fassade von Ehre und Freundschaft gnadenlos zusammenbricht, wenn sich einer »auf den Schlips getreten« fühlt. Kampf, Gier, Machtdrang in Permanenz, bis zur Erschöpfung, bis die Zeiten sich so verändert haben, dass auch ein Henry Hill nicht mehr mithalten kann und als Kronzeuge gegen seine »besten Freunde« aussagt. Auch eine Logik des Milieus, denn jetzt ging es um sein Leben.