Handlung und Figuren sind hier geradezu irrelevant, da beide zusammengesetzt sind aus dem großen Fundus narrativer und charakterlicher Versatzstücke des Westerngenres. Lange bevor Quentin Tarantino auf die Idee kam, in seinen Filmen nur andere Filme zu zitieren, und nicht realitätsnahe Charaktere zu betrachten, spielte Leone schon mit den Standardsituationen und Topoi des Westerngenres herum, um diese dramatisch zu überzeichnen und gleichzeitig weit „authentischer“ zu zeigen: der Wilde Westen war nie so dreckig und wirkte selten so plastisch greifbar wie bei Leone. Das Maß der Abstraktion dabei ist aber leider oft dermaßen groß, daß das brutale Schicksal der Figuren einen nicht unbedingt bewegt, da viele der Szenen, speziell in der schleppenden Mitte des Films keine narrative Dramatik entwickeln. Dieses Problem ist nicht neu für Leone, der schon in der Dollars-Trilogie versuchte den schwierigen Grad zwischen Stilisierung und narrativer und charakterlicher Substanz zu finden: während Für eine Handvoll Dollar (1964) eine sehr stringente, kompakte Handlung mit einigen fulminanten Pistolenduell-Choreographien verknüpfte, und Zwei glorreiche Halunken (1965) drei faszinierende Protagonisten in einer konfusen Handlung mitsamt unnötigem Historienballast strandete, aber mit einem schier famosen Finale aufwartete, vermochte bloß Für ein paar Dollar mehr (1964) die Symbiose aus ansprechenden Figuren, spannender Handlung und dienlicher Actionchoreographie perfekt zu verbinden. Spiel mir das Lied vom Tod ist vielmehr eine wunderbare Symphonie aus Western-Motiven, -Bildern, Figuren, -Tönen, die eine leidlich interessante Geschichte mit allzu viel Leerlauf erzählt, dabei aber immer wieder mit ganz großen Momenten zu entschädigen weiß, die auch aus dem Kontext gerissen zu begeistern wissen.